Entscheidend ist nicht stundenlanges Trainieren, sondern der Wille, etwas in seinem Leben für sich zu tun. Diesen Willen täglich überhaupt wahrzunehmen und ihm Gesten folgen zu lassen, ist dann unerläßlich.
Diese Disziplin ist aber einfach und vergnügt: Sich zwischendurch einen Moment wahrnehmen und auf sich selbst besinnen. Tief durchatmen am geöffneten Fenster - sich 5 Sekunden lang strecken, d.h. die Dehnungsspannung einer Bewegung 5 Sekunden lang genußvoll halten - sich eine Kerze anzünden (auch im Sommer) und ein paar Augen-Blicke hineinwerfen - den Schluck Tee durch die Kehle in den Magen fließen spüren - und - und - und -
Die Übungen und Anleitungen im Kurs sind wie ein Buffet: Irgendetwas schmeckt bestimmt und kann deswegen in der Erinnerung behalten, nach Hause mitgenommen und später, vielleicht sogar auf der Arbeit, wiederholt werden. Zunächst noch keine ganze Übung, sondern erst mal nur ein Kraftbild, eine Körperkorrektur (Schultern entspannen), ein Entspannungsgefühl, eine Formulierung, die nachhallt...
Die Mitbringsel vom Buffet können wir zu Hause sogar nach Geschmack verfeinern - auch wenn ganz bestimmte unerläßliche Prinzipien der Kochkunst beibehalten werden müssen...
Vom Unterricht inspiriert dem Alltag ein Schnippchen schlagen und aus dem Hamsterrad kurz aussteigen. Schauen Sie nicht auf die unendlich vielen Momente, die Sie nicht genutzt haben, sondern erinnern Sie sich an die wenigen gelungenen, in denen Sie aufatmen konnten. Diese Momente werden langsam, aber sicher, mehr, und eines Tages stellen Sie überrascht fest, daß das Rad sich etwas ruhiger und angenehmer dreht.
Zum Gelingen trägt also wieder die harmonische Kombination von Yin und Yang bei: Eiserne Disziplin, die uns dauernd anhält Übungen zu machen und uns ständig mit dem Knüppel droht, wenn wir ihr nicht folgen, wäre strenges Yang. Das führt im Allgemeinen dazu, die "Versagensmomente" überzubewerten und irgendwann erschöpft aufzugeben und wieder passiv zu werden (Yin). Also sind wir milde mit uns und gestalten den Umgang mit dem, was wir uns vorgenommen haben, milde und vergnüglich, sind nachsichtig, bleiben aber nachhaltig und zäh dran.
Das ist die praktische Umsetzung des Taiji-Prinzips, das ausgewogene Zusammenbringen von Gegensätzen, immer im individuell passenden Maß.
Wenn ich wirklich Sehnsucht nach Veränderung in meinem Leben habe, suche ich mir eine Methode, die mir gefällt und die ich irgendwie einbauen kann und fange an. So einfach ist das!
Wir Westler analysieren unser Leben und unsere Möglichkeiten, zählen die Minuten oder Stunden, die wir glauben aufwenden zu können, berechnen die Erfolgsmöglichkeit wie Kalorien, die wir verbrauchen, und finden dabei ganz viele Argumente, warum wir doch nichts ändern können. So bleiben wir stehen, erstarrt im Hamsterrad
Die Chinesen sagen: "Auch ein langer Weg fängt mit dem ersten Schritt an." Also gehen sie einfach los.